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„Unsere langfristige Einkaufsstrategie kommt den GASAG-Kunden unmittelbar zugute“

Viele haben es mitverfolgt: Schon seit Monaten steigen die Preise für Erdgas am Weltmarkt rasant in bislang ungekannte Höhen. Sascha Bühring leitet die Energiebeschaffung bei der GASAG. Er erklärt, wie der Energieeinkauf funktioniert und warum die Kunden längst nicht jede Preisschwankung mitbekommen. 

Herr Bühring, die GASAG hat zum 01.01.22 die Preise  um durchschnittlich 16 Prozent erhöht. Damit gibt die GASAG den Anstieg der Einkaufspreise für Erdgas nur zum Teil an die Bestandskunden weiter. Wie kann das funktionieren? 

Uns war wichtig, die Endverbraucherpreise so wenig wie möglich anheben zu müssen. Und natürlich tut uns jede Erhöhung weh. Aber auf der anderen Seite können wir uns auch nicht von den Entwicklungen an den Großhandelsmärkten lossagen. Wenn die Preise da durch die Decke gehen, wirkt sich das natürlich auch auf den Endkundenpreis aus. Bedenken Sie: Noch vor einem Jahr hat man auf den Großhandelsmärkten ein Fünftel von dem bezahlt, was heute der Marktpreis ist. Wenn wir die Endkundenpreise - daran gemessen - jetzt vergleichsweise moderat erhöhen mussten, dann liegt das vor allem an unserer langfristigen Einkaufsstrategie, die sich in diesem Jahr besonders ausgezahlt hat.
Foto Sascha Bhring

Das müssen Sie uns erklären: Wie kauft die GASAG ein?

Unsere Einkaufsstrategie folgt der sogenannten Cost-Average-Methodik. Das heißt: Wir kaufen nicht alles zu einem Zeitpunkt, sondern können umgekehrt durch eine kontinuierliche Beschaffung Kursschwankungen ausgleichen und am Ende von einem Durchschnittspreis profitieren. Wir als Versorger sind ja auf den Handelsmärkten unterwegs und kaufen dort an Börsen und an OTC-Marktplätzen Energiemengen ein. Das tun wir zum Teil mit einer erheblich langen Vorlaufzeit: Wir kaufen jetzt schon teilweise Mengen für die Jahre 2023 und 2024 ein. Mit diesem Vorgehen erzielen wir einen Glättungseffekt. Und dieser Effekt verhindert, dass uns kurzfristige Preisspitzen dazu zwingen, die Preise für den Kunden sehr stark anheben zu müssen. 

Preisspitzen erleben wir ja gerade an den Großhandelsmärkten. Wieso schlagen die nicht stärker auf die Verbraucher durch?

Durch die langfristige Einkaufspolitik haben wir in den Vorjahren Gasmengen kaufen können, als das Erdgas noch relativ günstig war. Und wenn wir mal in teuren, mal in günstigen Phasen kaufen, können wir in Summe einen Durchschnittspreis realisieren, der sich innerhalb von mehreren Jahren bildet. Zugleich mussten wir jetzt nur einen gewissen Teil der Energiemengen zu diesen, in den letzten Monaten sehr rapide gestiegenen Preisen kaufen. Dieser Mischpreis aus mehrjährigem Durchschnittspreis und den höheren Preisen für die kurzfristigen Zukäufe fängt zugleich Preisspitzen ab. Er kann deshalb in seinem Anstieg deutlich moderater ausfallen und schwankt auch nicht so stark hin und her, wie es aktuell die Preise an den Weltmärkten tun. Und das kommt den Verbrauchern dann unmittelbar zugute.

Wenn Sie große Teile der Energiemengen so langfristig einkaufen, müssen Sie auch langfristig planen. Woher wissen Sie, wieviel Gas Sie in zwei Jahren verkaufen?

Da arbeiten wir tatsächlich unter gewissen Unsicherheiten. Zum Beispiel wissen wir nicht genau, wie groß unser Kundenstamm in ein paar Jahren ist oder ob die nächsten Winter kalt oder eher mild werden. Beides spiegelt sich ja direkt im Gasabsatz wider. Deshalb nehmen wir bei unseren langfristigen Einkäufen Durchschnittsbedingungen an – also einen erwarteten Kundenstamm und eine durchschnittliche Wettersituation. Und natürlich kaufen wir gewisse Mengen kurzfristig dazu oder verkaufen auch, je nach Wetterlage zum Zeitpunkt der Erfüllung.

Wie kommt es denn aktuell zu diesen extremen Preisausschlägen an den Großhandelsmärkten?

Das hat mehrere Ursachen; die eine hat mit der Coronakrise zu tun. Nach dem Shutdown im letzten Jahr ist die Nachfrage auf den Märkten schnell wieder angestiegen - insbesondere die Nachfrage aus Asien, weil da die Produktion schneller wieder angezogen hat. Asien kauft derzeit ja nicht nur Gas, sondern auch Kohle und andere Rohrstoffe auf den weltweiten Märkten verstärkt ein. Das hat zu hohen Preisanstiegen für viele Rohstoffe und Energieträger geführt. Hinzu kommt aber auch der sehr lange und kalte Winter, den wir im letzten Jahr in Europa hatten. Viele können sich vielleicht erinnern, dass wir noch im Mai geheizt haben und dass wir nach vielen Jahren mal wieder auf zugefrorenen Seen Schlittschuh fahren konnten. Der kalte Winter hat dazu geführt, dass auch die Gasspeicher in Europa stark entleert wurden. Diese müssen jetzt aufgefüllt werden, was Nachfrage und Preise zusätzlich nach oben treibt.

Hohe Nachfrage aus Asien, leere Speicher: Wird das zu weiteren Anstiegen der Verbraucherpreise führen?

Das ist eine schwierige Frage, aber vielleicht mal einen Blick auf die Märkte geworfen: Man kann ja heute schon Gasmengen z.B. für 2023 und 2024 kaufen. Und die sind deutlich günstiger als für den Winter, der jetzt kommt. D.h. der Markt erwartet eine Entspannung auf der Angebot- und Nachfrageseite, so dass der Markt heute tendenziell von fallenden Preisen ausgeht, was für unsere Kunden gewiss gut wäre. Aber garantieren kann man das natürlich nicht. Der Energiemarkt ist stark globalisiert. Das haben wir ja aktuell gespürt: Wenn es in Asien sehr kalt wird oder die Industrie dort viel Gas nachfragt, spüren wir das auch hier in Europa. 

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