Das Bild zeigt zwei Personen. Beide Personen stehen nebeneinander und haben auffällige Gesichtsbemalung

Wenn die künstliche Intelligenz singt.

19.04.2024 Lesezeit: 1 min Blog

Neue Entdeckungszeit: Künstliche Intelligenz wird für immer mehr Anwendungen eingesetzt. Als Nächstes wird sie in der Neuköllner Oper für das Publikum singen. Die Vorstellung ANNA & EVE bindet generierte Musik in eine Geschichte über Menschen und Rechenleistungen ein.

Wie lange können wir noch unterscheiden, ob ein Mensch oder eine Maschine die Musik komponiert hat, die uns berührt? Die Komponistin des aktuellen Musiktheaters in Neukölln heißt nicht ChatGPT – im Gegenteil ist die Kompositionsstudentin Eva Kuhn aus Fleisch und Blut. Wie die Protagonistin der Geschichte hat sie aber mit künstlicher Intelligenz zusammengearbeitet, um neuartige Erlebnisse zu präsentieren. Beim Komponieren erfuhr Eva Kuhn aus erster Hand, mit welcher Geschwindigkeit sich die Möglichkeiten vermehren:

„Wir haben alle die erstaunliche Fähigkeit gesehen, die künstliche Intelligenz bei Texten vorweist. In der Musik, die sich einer eher mehrdeutigen Sprache bedient, hat die Entwicklung länger gedauert. Inzwischen wird aber gefühlt jede Woche etwas Neues angeboten. So habe ich im letzten Halbjahr mit vielen Programmen experimentiert.“

In ANNA & EVE füttert eine junge Projektleiterin die künstliche Intelligenz mit Daten, damit sie den Nutzerinnen und Nutzern musikalische Hits schenkt und sie emotional berührt. Für die Szenen, in denen ihre künstliche Freundin EVE komponiert, wurde auch Musik generiert.

Bild von dem Gebäude der Kölner Oper
Foto: Caterina Rancho

„Ich habe schon viele Musikvorschläge durchhören müssen,“ lacht Komponistin Eva Kuhn. „Davon war ein großer Teil langweilig oder fragwürdig, aber ich bin beeindruckt, dass es überhaupt geht.“ In enger Zusammenarbeit mit der Autorin Marie Kilg wurde herausgearbeitet, welche Atmosphäre die Musik unterstützen soll. Oft nahmen sie als Ausgangspunkt eine „künstliche“ Melodie, die dann händisch weiterverarbeitet wurde. Bei zwei Stücken durfte die Maschine alles bestimmen und am Ende singt sie sogar selbst.

Logo des Berliner Opernpreis 2024

„Ich bin gespannt, wie das Publikum reagieren wird,“ sagt Eva Kuhn. Mit ihrem Hintergrund in der Neuen Musik ist sie an dieses Projekt anders als gewohnt herangegangen: „Man merkt schon, dass die künstliche Intelligenz in der Musikwelt angekommen ist.“ Doch ein Alleskönner ist die Technologie noch nicht. Um die besonderen Talente der künstlichen Intelligenz zu nutzen, bewegte sich Eva Kuhn in Richtung Populärmusik, was ohnehin zum offenen Profil der Neuköllner Oper passt. Neu zu denken bleibt somit der Modus Operandi – in der Kunst wie in der Wirtschaft.

ANNA & EVE hat am 24. April 2024 Premiere. Informationen zur Produktion finden Sie hier

Eva Kuhn studiert Komposition bei Prof. Moritz Eggert an der Hochschule für Musik und Theater München. Im Rahmen des Berliner Opernpreises wurde sie eingeladen, zeitgemäßes Musiktheater für die Neuköllner Oper zu komponieren. Dabei wurde sie im gesamten Schaffensprozess intensiv beraten und begleitet.

Foto oben: Matthias Heyde, Grafik: Vincent Stefan