GASAG WARM-UP: Energieexperten sehen unterschiedliche Wege zum Gelingen der Wärmewende.
Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) plädiert für ganzheitlichen Ansatz bei effizienterem Heizen unter Berücksichtigung klimaneutraler Gase – Agora Energiewende sieht langfristig Wärmepumpen und Fernwärme als wichtige Alternativen für Wohnwärme.
Energieexperten erwarten nach der Bundestagswahl im Herbst eine deutliche Beschleunigung der Wärmewende und sehen dafür unterschiedliche Wege. „Wir brauchen den ganzheitlichen Ansatz für effizientes Heizen“, betonte Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft BDEW. In Berlin würden beispielsweise 45 Prozent der Wohnungen mit Gas beheizt, 37 Prozent mit Fernwärme, die ebenfalls zu 70 Prozent auf Gas basiere. Daher müssen wir uns alles anschauen: die Infrastruktur, die Erzeugung, die Nachfrage. Eine Wärmeversorgung ohne die Nutzung der Gasnetze sei aus ihrer Sicht daher nicht vorstellbar. Und der Stromnetzausbau als Grundlage für den Einsatz von Wärmepumpen müsse bei diesem ganzheitlichen Ansatz mit betrachtet werden.
Demgegenüber plädierte Dr. Patrick Graichen, Direktor und Geschäftsführer der Agora Energiewende, für einen raschen Ausbau von Wärmepumpen auch im Bereich der Mehrfamilienhäuser und brachte einen Fünf-Punkte-Plan ins Spiel. „Erstens muss der CO2-Preis erhöht werden, zweitens muss Fernwärme grüner werden. Drittens muss beim Ordnungsrecht nachgelegt werden, damit Neubauten künftig klimaneutral sind. Viertens muss die Gebäudesanierung erweitert werden. Fünftens muss der Anreiz für eine Sanierung beim Vermieter landen“.
Einig waren sich beide Diskutanten, dass das Thema Wärmeversorgung der Zukunft noch nicht den Stellenwert in der Politik erreicht habe, der für ein Gelingen der Wärmewende notwendig sei. „Das wird beim CO2-Emissionshandelsgesetz nicht so bleiben, dass es da 5-Euro-Schritte in den nächsten Jahren gibt. Nach der Bundestagswahl müssen sich alle Akteure einig sein, dass man an dieses Gesetz ran muss“, unterstrich Graichen und erwartet eine deutliche Steigerung der CO2-Preise. Der echte Handel werde nach seiner Meinung entgegen den jetzigen Vereinbarungen bereits vor 2026 kommen, mit Preisen, die dann Wirkung zeigten. Mit den Einnahmen aus der CO2-Bepreisung müssten Anreize zum klimaneutralen Heizen gesetzt werden, fügte Kerstin Andreae hinzu. Dabei müsse auch die Bezahlbarkeit für den Wärmekunden im Blick behalten werden.
GASAG-Vorstandschef Gerhard Holtmeier stellte für das gastgebende Unternehmen der Debatte klar: „Für die gesellschaftliche Akzeptanz sind am Ende immer die Kosten entscheidend. Insbesondere in einer Mieterstadt wie Berlin müssen daher die sozialverträglichen Lösungen für die Wärmewende beachtet werden.“ Die Kundinnen und Kunden sollten darüber mitentscheiden können, mit welchem Ansatz die Wärmewende in Angriff genommen werde. „Rahmenbedingungen müssen unbedingt technologieoffen und wettbewerbsorientiert ausgestaltet werden. Ein Ordnungsrecht mit Technologievorgaben steht dem aber entgegen“, konstatierte der Vorstandsvorsitzende.
Der GASAG WARM-UP ist eine Diskussionsveranstaltung, bei der zwei Experten aus Politik, NGOs, Wirtschaft und Wissenschaft über gegenwärtige Herausforderungen der Energiepolitik debattieren. Eingeladen sind neben den Hauptdiskutanten auch Verbandsrepräsentanten, Wirtschaftsexperten, Vertreterinnen und Vertreter der NGOs, politischer Institutionen und Unternehmen sowie Journalisten, die sich mit energiepolitischen Themen beschäftigen. Der GASAG WARM-UP wird moderiert. In der Regel können die Gäste während der Debatte frühstücken und sich aktiv mit Fragen in die Diskussion einbringen. Situationsbedingt wurde die Veranstaltung jedoch diesmal digital durchgeführt.