Vom Büro in die Werkstatt.
Unser Volontär Benjamin Madsen begibt sich vom Schreibtisch in die Werkstatt und erzählt uns in seinem Erfahrungsbericht, was er erlebt hat.
Es ist Anfang Dezember, und für manche mag die frostige Luft ein Grund sein, öfter in der Wohnung zu bleiben. Jedenfalls habe ich selbst auf meinem immerhin noch kurzen Gehweg zum Bahnhof geprustet, vornübergebeugt mit hochgezogenen Schultern stapfend. An diesem Samstag habe ich aber mit vielen Schülerinnen und Schülern den niedrigen Temperaturen getrotzt, um bei der Ausbildungswerkstatt der Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB) den Beruf des Anlagenmechanikers und des Rohrleitungsbauers zu entdecken. Im Laufe des Tages werden wir an verschiedenen Stationen die Aufgaben anfassen und dadurch lernen, was bei der Infrastruktur täglich geleistet werden muss, damit die Wohnungen warm bleiben.
Den Handwerkern geht es anders als mir in der kalten Luft. Nachdem wir uns aufgeteilt haben, um die ganzen Stationen zu durchlaufen, erklärt ein erfahrener Mitarbeiter meiner Gruppe: „Man gewöhnt sich an die Kälte und härtet ab, irgendwann ist es dann mehr oder weniger egal, ob man nur mit einem T-Shirt rumläuft.“ So wie er das erzählt, ist diese Vitalität selbstverständlich in seinem Leben - vielleicht kann ich mich da inspirieren lassen. Am meisten schätzt er in seinem Job, dass er die Dankbarkeit der Menschen spürt, wenn er zu ihrem Haus fährt, um eine Gasstörung zu beheben. Der Entstörungsdienst muss binnen 30 Minuten jeden Ort in Berlin erreichen können, dafür fährt das Einsatzfahrzeug manchmal mit Blaulicht.
Ein Held? Besser, ein Handwerker. So stelle ich sie mir vor – unschlagbare Kräfte der Natur, die mit dem richtigen Werkzeug bei der Schöpfung hätten mitarbeiten können. Ein Teil davon mag überzogen sein, aber ich, der keine besondere Begabung für die Sache hat, bin begeistert. Ich habe mal in der Schule ein Vogelhaus gebaut und später Möbel gesammelt, kam aber durch das Schreiben in ein Büro. Soweit ich weiß, war das in meinem Fall kein Verlust für das Handwerk.
Umso stolzer macht mich der Kupferwürfel, den ich mit Hinweisen von den Azubis feile und bohre. Die meisten Ecken werden gerundet, am Ende ist nur ein Loch auf der 6er-Seite schief. Dann wechseln wir zur nächsten Station, um leichtes Schweißen auszuprobieren.
Die Metallverarbeitung gehört zu den Grundlagen, die man in der Ausbildung bei der NBB lernt. Für mich macht Metall deutlich mehr Spaß als Holz – das Material hat einen schönen Widerstand und hinterlässt keinen störenden Holzstaub. Später kann ich meine Kräfte anwenden, indem ich ein Rohr säge, biege und für den Anschluss vorbereite. Heute machen wir alles von Hand, auf einer Baustelle helfen Maschinen bei der gröbsten Arbeit.
Wie erwähnt geht es um zwei übergeordnete Ausbildungen: Anlagenmechaniker und Rohrleitungsbauer (W/M/D). Jeder Beruf beinhaltet viele Aufgaben, aber das heißt nicht, dass man sie alle gleich gut meistern muss. Während der Ausbildung entdeckt man, was man besonders gut kann, und so entstehen auch Möglichkeiten, seine berufliche Richtung zu lenken. Darüber hinaus kann man nebenbei ein Berufsabitur machen oder durch besonders gute Leistungen die Ausbildungszeit verkürzen. Für diejenigen, die sich lieber große Gedanken über die Planung der modernsten Gasnetze und Anlagen machen wollen, gibt es das duale Studium Energie- und Gebäudetechnik.
Im Gespräch mit den Azubis höre ich, dass sie das, was sie lernen, auch für sich nutzen können, zum Beispiel bei Renovierungen in der Wohnung. Bei den Wänden und der Decke im Gebäude auf dem Ausbildungsgelände haben sie selbst mitgearbeitet. Eine erzählt, dass sie sich mit der Gewissheit wohl fühlt, für die meisten Situationen gut ausgerüstet zu sein. Wohl fühle ich mich nach dem Ausprobieren auch, ein Profi bin ich am Ende des Tages dennoch nicht. Aber ich weiß, wo ich auch künftig welche finden werde, wenn ich an meine handwerklichen Grenzen stoße.